Fussball – des Deutschen liebstes Kind
Von Holger Hüpen
Wir Deutschen und der Fussball, fantastisch. Vermutlich wird diese Bastion sogar noch nach der vollständigen Auflösung der Nationalstaaten für Furore sorgen. Zu wichtig ist die Funktion von „Brot und Spiele“ für die Bevölkerung.
Ganz nebenher kann man während einschlägiger Großveranstaltungen im nationalen Interesse auch noch wunderbar Gesetze durchboxen. So geschehen beispielsweise bei der WM 2006 in Deutschland, hier beschloss der Bundesrat eine Mehrwertsteuererhöhung von 16% auf 19%. Oder bei der WM 2010, dort wurde eine Erhöhung der Krankenversicherungsbeiträge von 7,9% auf 8,2% beschlossen. Auch bei der WM 2018 in Russland wurde mal wieder eifrig zugelangt. Der Bundestag beschloss ein Gesetz zur Finanzierung von Parteien welches diesen in Summe 25 Millionen mehr Geld vom Steuerzahler zusicherte. All dies geschieht während der Deutsche Pöbel sich fahnenschwingend, einem Stück Brauchtum und Identifikation mit seinem Land hingibt. Zwar ist dies in der großen Agenda der Regierenden künftig immer weniger gern gesehen, vermutlich hält man aber erst mal weiter daran fest da der Vorteil der Ablenkung einfach zu verlockend ist.
Nun hat es am letzten Bundesligaspieltag mal wieder Auffälligkeiten jenseits des Platzes gegeben. Bei den Spielen Hoffenheim gegen Bayern sowie Köln gegen Schalke wurden Banner ausgerollt, die sogar Anlass für Spielunterbrechungen waren. Der Hintergrund ist einfach. Der ehemalige Mitgründer von SAP Herr Hopp ist Chef vom Bundesligaverein Hoffenheim und hat diesen, mit unbegrenzten finanziellen Mitteln, vom Dorfclub in die Bundesliga finanziert. Dies ist aus Sicht der Fans von Traditionsvereinen absolut niederträchtig und so kommt es, dass sich die Finanziers von Retortenvereinen wie RB Leipzig und Hoffenheim immer wieder Verschmähungen ausgesetzt sehen müssen.
Die Eskalationen bei den Spielen an den vergangenen zwei Wochenenden fussen auf einer Entscheidung der DFB die Dortmund Fans nach Schmähgesängen pauschal für die nächsten zwei Jahre verboten hat, ihre Mannschaft bei Auswärtsspielen in Hoffenheim zu unterstützen. Dies gilt nicht für die Verantwortlichen der Denunziationen sondern pauschal für alle BVB Anhänger. Genau dies war der Grund dieser Solidarisierungsmaßnahmen, soweit erst mal die Fakten.
Ich habe dazu eine persönliche Meinung und auch einen Lieblingsverein aber dies soll beim Verfassen dieses Artikels keine Rolle spielen.
Die Berichterstattung in den Medien im Anschluss an diese Geschehnisse war unisono eindeutig und die vermutlich noch während der Spiele verfasste dpa Agenturmeldung wurde von Dutzenden Plattformen übernommen, nachfolgend einige Beispiele:
Natürlich haben sich auch einige Fussballprofis dazu geäussert, dies wie immer politisch absolut korrekt. Nachfolgend der Tweet von Thomas Müller, Spieler beim FC Bayer München der es auch sofort schafft, die großen Worte Rassismus, Antisemetismus und Homophobie einzuflechten weil, ja, weil es glaube ich einfach gut ankommt und prima in die Zeit passt.
Nun gut, ich möchte folgend ein wenig meine Gedanken dazu schweifen lassen und die o.g. Vorkommnisse einmal etwas weiterführen. Wie gesagt sind das Gedanken die nicht repräsentativ sein müssen, mich jedoch Parallelen erkennen lassen.
Beim Verfolgen der Liveberichterstattung auf Sky hörte ich einen Reporter sagen, dass es kein Problem des Fussballs sei sondern viel mehr ein Gesellschaftliches – Recht hat er.
Es ist wohl niemals ein adäquater Weg Menschen zu beschimpfen, zu verunglimpfen und mit Hasstiraden zu belegen da dieses Vorgehen nicht nur entwürdigend sondern auch verletzend ist. Es ist schlicht nicht friedvoll und genau das wünschen wir uns ja.
Die Frage ist, was man vom geneigten Fussballfan erwarten darf wenn unsere Politiker sich schon benehmen wie die Axt im Walde. Also, ich meine da solche Dinge wie dauerhafte und unsägliche Zwischenrufe im Bundestag während der politische Gegner spricht. Hier wird gebrüllt und gestört das man jedem Sprössling zu Hause nach wenigen Minuten gleichermaßen Stubenarrest wie Fernsehverbot erteilt hätte aber dort interessiert es niemanden so wirklich. Unterirdisches Niveau zeigte beispielsweise auch die Thüringische Fraktionsvorsitzende der Linken, Frau Hennig-Wellsow. Diese schmiss dem neu gewählten FDP Ministerpräsidenten mal eben so den Blumenstrauss vor die Füsse und Freunde, es ist egal mit welchen Stimmen er im Rahmen von demokratischen Prozessen gewählt wurde – das ist Sonderschulniveau.
Wenn sich unsere Vortänzer auf der politischen Bühne so verhalten muss ich mich fragen, was man denn in den großen Fussball-Kolosseums so erwarten sollte?
Wenn wir rund 18 Mrd. in Bildung investieren jedoch aber planen mehr als 75 Mrd. In Rüstung, Krieg und Verderb zu investieren muss man sich doch nicht wirklich wundern das die Heranwachsenden immer blöder werden, oder?
Einer der Hauptvorwürfe der Fussballfans in Richtung Deutscher Fussball Bund ist der, dass es Kollektivstrafen gegen jeden Anhänger eines Vereins gibt, von dem sich einige wenige abfällig und unflätig geäussert haben. Jetzt kann man ja der Meinung sein, dass solch ein Vorgehen nur konsequent und genau richtig ist, man kann es aber auch differenzierter sehen. Das pauschale Ausgrenzen von Personen reicht einfach nicht weit genug und fasst das Übel nicht an der Wurzel.
Ich erkenne auch hier wieder Parallelen zu aktuell, gesellschaftlich vorgegebenen Narrativen. Wir haben auf politischer Bühne schrecklich unfähige Altparteien die nur noch mit Grabenkämpfen beschäftigt sind und sich nicht ansatzweise, inhaltlich mit den Bedürfnissen der Bevölkerung auseinandersetzen. Stattdessen wird alles, wirklich alles versucht den politischen Gegner – aktuell ist das ausschließlich die AfD – zu denunzieren, auszugrenzen und zu vernichten. Dieser Partei Inhalte entgegen zu setzen scheint zu anspruchsvoll und das Bild mit dem Blumenstrauss weiter oben ist exemplarisch dafür. Das aber immer mehr Menschen aus der Bevölkerung dieser Partei ihre Stimme geben so das sie mancherorts zweit- oder drittstärkste Kraft sind wird dabei völlig ignoriert und somit auch der Wählerwille mit Füssen getreten. Das Hauptproblem ist die pauschale Verurteilungsbereitschaft der Politiker in Verbindung mit den Medien. Jeder, wirklich jeder der beispielsweise nur eine kritische Frage zur unkontrollierten Masseneinwanderung stellt ist sofort „Rechts“ und wird entsprechend ausgegrenzt. Hier könnte ich noch Dutzend weitere Beispiele nennen.
So ähnlich ist es dann auch beim Fussball, der DFB ist die Regierung, die Ultras der Fans sind die AfD und jeder der daneben steht und die selbe Mannschaft anfeuert wird ausgegrenzt. Jetzt könnte die DFL ihr Tun und Handeln ja auch einmal hinterfragen aber die Eitelkeiten, der Stolz und vielleicht auch die Unfähigkeit sind momentan einfach zu groß.
Und genau so kommt es, dass wir im Fussballstadion Missstimmungen haben die sich in verbaler, aggressiver Gewalt äussern und bürgerkriegsähnliche Zustände zur Folge haben werden.
Ähnlich verhält es sich in unserer Gesellschaft wo wir uns durch Manipulation, Spaltung und Lenkung einiger weniger ebenfalls kurz vor Unruhen befinden die ganz sicher kommen werden wenn wir nicht schleunigst wach werden.
Der Vorteil beim Fussball ist der, dass irgendwann die Leute vielleicht einfach nicht mehr hingehen weil Fussball zwar des Deutschen liebstes Kind jedoch nicht essentiell ist. Anders im realen gesellschaftlichen Miteinander auf dessen Funktionieren wir angewiesen sind damit wir mitspielen und überleben können. Hier kann man schlicht und ergreifend nicht mehr nicht hingehen.
Somit bleibt nur eine einzige Möglichkeit und die heißt, Spaltungsversuche zu erkennen, alle vorgegebenen Dinge zu hinterfragen und wieder enger aneinander zu rücken. Schmähgesänge, Diffamierungen gehören natürlich nicht ins Stadion, das ständige ignorieren der Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung einer Demokratie aber ebenso wenig in unsere Gesellschaft!
Mal schauen wer am Ende Deutscher Meister wird…